Zwei zeitlose Filme
Zeitreise im Kino
Das Thema “Zeitreisen” fasziniert also nach wie vor viele Künstler und ihr Publikum. Seitdem der Science-Fiction-Pioneer Herbert Wells als erster von einer Zeitmaschine in seinem gleichnamigen Roman erzählt hat, sind mehrere Reihen von Buch-, Fernsehserie- und Filmklassikern entstanden, die die üblichen temporalen Grenzen übertreten. Wohlbekannte Beispiele wie “Doctor Who”, “Zurück in die Zukunft” und “Und täglich grüßt das Murmeltier” sind auch nur der Anfang davon, was uns heutige Drehbuchautoren anbieten. Heute berichte ich über zwei Filme, die ich neulich gesehen habe, die sich mit unterschiedlichen Arten von Zeitreisen befassen.
In “Sechzehn Stunden Ewigkeit”, ähnlich wie bei “Und täglich grüßt das Murmeltier”, wiederholt sich ein sonst ganz normaler Tag für den Jugendlichen Mark (Kyle Alan) immer wieder. Pünktlich um Mitternacht wird er, egal wo er sich befindet, gut ausgeschlafen in sein Bett versetzt. Die Uhr zeigt wieder 08:00 an, und der gleiche Tag fängt von vorne an. Mark behält seine eigene Erinnerungen und kann sich jedes Mal anders verhalten, etwaige Änderungen an die Welt und Menschen um ihn herum sind allerdings nicht dauerhaft und gehen am Tagesende verloren. Er findet sich mit dieser Situation zwar irgendwie ab, seine Routine wird aber von der plötzlichen Erscheinung von Margaret (Kathryn Newton) aufgebrochen: ein Mädchen, das in der gleichen Zeitschleife steckt wie er. Für sechzehn sich immer wiederholenden Stunden erleben die zwei Teenager viele Abenteuer zusammen und kommen dadurch einander näher.
Der Film stellt die Frage, wie viele perfekte Augenblicke wir täglich verpassen. Vertieft in dem eigenen Alltag, nehmen wir oft gar nicht wahr, wie etwa die Nachbarskinder unter einer Lichterkette tanzen, oder wie ein Mann dank der Werbung auf einem hinter ihm stehenden Lieferwagens kurz so aussieht als ob er Engelsflügel hat. Mit ihrer scheinbar unbegrenzten Zeit, können Mark und Margaret ihren Tag ausführlich erkunden und das alles mitbekommen. In diesem Film spüre ich den Rhythmus der Wiederholung. Der Alltag, gerade in einer Kleinstadt, fühlt sich für mich oft so an, als ob ich in einer Zeitschleife gefangen wäre. Im Gegensatz zu den Filmprotagonisten, habe ich aber immer nur eine Chance, jeden perfekten Augenblick wertzuschätzen.
Der andere Film, den ich vor kurzem gesehen habe, ist einer der neuesten Blockbustern: “Tenet”. Der Regisseur, Christopher Nolan, ist berühmt für seine unkonventionelle Filme und “Tenet” gehört definitiv dazu. Mit dem ausgedachten Konzept der Entropie-Umkehrung wird eine Art von Zeitreise gerechtfertigt, wobei Gegenstände oder sogar Menschen sich rückwärts durch die Zeit bewegen. Ein cooler Effekt ist etwa wie “invertierte” Kugel beim Abschuss zurück in die Pistole kehren, anstatt von dieser herauszufliegen. Es kann auch dazu kommen, dass sich eine Vorwärts- und eine Rückwärtsversion desgleichen Menschen treffen.
Um die Handlung einigermaßen zu verstehen, musste ich oft auf die Stop Taste drücken, um mit meinem Mann mögliche Erklärungen zu besprechen. Im Kino wäre das unmöglich und ich würde deswegen empfehlen, dass man sich diesen Film nach einem Kinobesuch noch einmal zuhause anschaut. Ich fand es auch sehr interessant, im Internet ein Paar Grafiken zu erforschen, die Tenet-Fans angefertigt haben, um zu visualisieren wer, wann und wie durch die Zeit reist.
Beim Analysieren dieses Werks könnte man ganze Bände schreiben, ich möchte hier allerdings nur meinen persönlichen Eindruck vermitteln. Der Film lässt der Fantasie und der Neugier freien Lauf: da vieles über diese Technologie nicht genau erklärt wird, kann sich jeder Zuschauer selbst eine Theorie darüber entwickeln, wie das alles so genau funktionieren könnte. Gerade weil Tenet so sehr zum Nachdenken anregt, finde ich den Film so gut gelungen wie Inception. Obwohl zehn Jahre die beiden Blockbuster trennen, ähneln sie sich sehr, indem sie die unverwechselbare Signatur des Regisseurs tragen. Sie sind nämlich zwei übernatürliche Thriller mit tiefer Symbolik.
Auch wenn die Zeitreise bisher nur in unseren Träumen bleibt, können wir sie zumindest in den Filmen erleben.
Foto von Pete Linforth aus Pixabay
Petya
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