Eine Ausstellung von Yadegar Asisi
Tragik und Hoffnung einer europäischen Stadt
Seit fast drei Jahren wohne ich in Dresden, aber ich frage mich, ob ich diese Stadt wirklich kenne. Ich kenne sie nicht wie meine kleine Heimatstadt, wo jede Straße und Gasse mir bekannt sind. Immer verlaufe ich mich ein bisschen auf den breiten Wegen von Dresden und viele Viertel habe ich noch nicht besucht. Jedenfalls kenne ich diese Stadt auch nicht wie Sofia, die Hauptstadt Bulgariens, wo ich länger gewohnt habe. Dort kann ich über jedes Denkmal eine Geschichte erzählen, in der es um die Vergangenheit meines Volkes geht.
Am Anfang fand ich alles in Dresden großartig, aber irgendwie fremd wie ein schönes Bild von einem ausländischen Maler. Beim Betrachten bin ich beeindruckt, aber ich kann das nicht richtig nachvollziehen. Langsam lerne ich die Geschichte Dresdens und das Leben in der Stadt nicht nur aus den dicken Büchern, sondern auch von den Leuten selbst. Schließlich bin ich keine Touristin mehr, keine Gästin der Stadt, sondern ich will eine echte Dresdnerin werden. Deshalb soll ich die Stadt richtig erforschen. Vielleicht gelingt mir das in ein paar Jahren.
Durch einen Besuch im Museum kann ich viel über die Geschichte von Dresden erfahren. An diesem Wochenende habe ich ein weiteres Museum besucht - Panometer von Dresden. Es befindet sich in einem sehr merkwürdigen, runden Gebäude, deshalb sind die Ausstellungen dort auch einzigartig. Zur Zeit steht dort das Werk von Yadegar Asisi - ein Panorama von Dresden nach der Bombardierung im Jahr 1945. Ich glaube diese Ausstellung bringt mir einen Schritt näher, diese Stadt besser kennen zu lernen.
Vor einigen Jahren habe ich über die Zerstörung von Dresden gelesen. Damals hat mich die Geschichte tatsächlich berührt, aber niemals konnte ich mir das Ausmaß der Schaden vorstellen. Diese Ausstellung gibt dir einen Anblick, als ob ich mich im Rathausturm befinden würde. Und zwar wäre ich dort, während die Brände in Altstadt noch nicht gelöscht würden. Ich bin nur ich auf einen Besucherturm in der Mitte vom Ausstellungsraum gestiegen und plötzlich könnte ich mich mitten in der Hölle befinden. An die abgerundeten Wände wird ein Bild der Stadt projiziert, das niemals gesehen werden soll. Ich konnte die vertrauten Gebäude erkennen, aber sie waren nur Ruinen, die von Feuer gebrannt wurden. Selbst in den postapokalyptischen Filmen habe ich kaum ein so wahrhaftes Bild der Zerstörung gesehen. Es fühlte sich so echt an. Das hat sich es wirklich gegeben - solche Grausamkeit ist unserer Stadt passiert.
Ich musste an alle Kriege denken. Ich habe mein ganzes Leben lang glücklicherweise keinen Krieg erlebt, außerdem waren meine Großeltern auch zu friedlichen Zeiten geboren. Jedoch weiß ich, dass die Kriege immer grausamer wurden, und immer mehr Menschen ums Leben gekommen sind. Für viele Leuten gehören Angriffe noch jetzt zum Alltag. Bisher habe ich aber nicht daran gedacht, wie schwer der Krieg die Stadt, in der ich wohne, getroffen hat. Ich spreche nicht davon, wer damals daran schuld war. Diese Ausstellungen sollten besucht werden, weil sie lehren, was sich nie wiederholen muss. Wenn ich die Zerstörung in meiner Stadt sehe, dann verstehe ich, wie zerbrechlich meine Welt ist.
Dazu war die Sonderausstellung “Dresden vier Zeiten, vier Gesichter”. In den Fotografien konnte man betrachten, wie 1955 die Altstadt von Dresden nur wie eine große Wiese aussah. Da wir alle diese Gebäude jetzt in ihrer ganzen Pracht genießen können, wissen wir, wie schwer den Wiederaufbau war.
Anschließend will ich immer mehr über die Geschichte der Stadt wissen - nicht nur über die schweren, aber auch über die guten Zeiten. Eine echte Dresdnerin zu sein, bedeutet mehr als alle bekannten Strecken zu befahren. Wenn ich in einer Stadt wohne, will ich einst mit ihren Bewohnern, Geschichte und Gegenwart sein.
Petya
REZENSIONEN
Ausstellung Krieg Museumsbesuch Panometer