Ein ungewöhnliches Märchen
PIRO4D

Wenn der Prinz einmal anders ist

Ein ungewöhnliches Märchen

Es war einmal eine bildschöne Prinzessin. Diese war ich. Das Leben der Prinzessin war nicht immer perfekt. Ich hatte schöne Kleider, tanzte viel und bekam eine Menge Aufmerksamkeit. Allerdings konnte ich mich in keinen meiner Kavaliere verlieben. Meine Eltern hatten schon Pläne für meine Zukunft gemacht.

Eigentlich interessierte es mich nicht, dass ich einen Unbekannten heiraten sollte. Hauptsache, er war ein Prinz. Davon träumte schließlich jedes Mädchen und ich war unter den Glücklichen, bei denen dieser Traum in Erfüllung gehen würde. Natürlich stellte ich mir vor, dass der Prinz attraktiv und stark wäre. Zärtlich und rücksichtsvoll sollte er auch sein. Sonst hatte ich keine weiteren Wünsche. So naiv war ich damals.

Der König und die Königin liebten meine ältere Schwester mehr als mich. Schon seit meiner Kindheit war ich eigensinnig und trotzig. Im Gegenteil zu mir war sie immer brav und ausgeglichen. Alle erwarteten, dass sie zuerst heiratete, deshalb war ich mehr als überrascht, als meine Eltern sich plötzlich auf meine Hochzeit vorbereiteten. Der Bräutigam war der Prinz eines Nachbarlandes. Er war der dritte Sohn und ich die zweite Tochter, deshalb so dachten die Eltern, würden wir vielleicht gut zusammenpassen. Leider kannte ich ihn nicht. Vor der Hochzeit zeigte mir der Hofmaler ein Porträt von meinem zukünftigen Ehemann. Der Prinz sah bezaubernd aus und er gefiel mir. Aber das konnte natürlich auch an der Kunst des Malers liegen.

Noch bei der Trauzeremonie bemerkte ich etwas Seltsames. Mein Kleid war natürlich atemberaubend schön. Der Prinz konnte seinen Augen nicht trauen, als er mich zum ersten Mal sah. Mit seinem netten Lächeln war er mir schnell ans Herz gewachsen. Allerdings schien mir etwas nicht in Ordnung zu sein: Als der Priester ihn fragte, ob er mich als Ehefrau nehmen wolle, berührte sein Diener leicht seine Schulter und der Prinz nickte. Da ich aber zu aufgeregt war, machte ich mir darüber keine großen Gedanken.

Die Hochzeit von der Prinzessin und dem Prinzenn

Dann gingen wir zu einem großen Festessen, aber der Prinz sagte zu mir immer noch kein einziges Wort. Ich dachte bei mir, dass er bestimmt nur schüchtern wäre. Nach den Feierlichkeiten gingen wir in unsere neuen Gemächern. Und da erfuhr ich die Wahrheit.

Er umarmte mich zärtlich. Alles, wovon ich geträumt hatte. Schließlich sagte ich etwas und bemerkte, dass der Diener dem Prinzen ein paar Zeichen gab. Zuerst verstand ich nicht warum. Der Diener wandte sich zu mir und erklärte:

“Der Prinz ist taubstumm. Ich übersetze für Sie, bis Sie die Zeichen selber beherrschen.”

Er war also taubstumm. Ich traute kaum meinen Ohren glauben und konnte auch nichts dazu sagen.

In den ersten Tagen konnte ich mein Unglück kaum fassen. Der Prinz war sehr rücksichtsvoll und zärtlich, aber ich konnte so nicht leben. Dann fiel mir etwas ein - vielleicht war sein Zustand nur ein Fluch. Angeblich soll meine Großmutter einen Frosch geküsst und ihn in einen Prinzen verwandelt haben. Vielleicht war auch etwas Ähnliches bei mir der Fall.

Der Opa König war ein Frosch

Aufgeregt erzählte ich meiner Dienerin, dass ich eine Hexe finden wollte. Sie konnte bestimmt diesen Fluch aufheben. Das Mädchen sah mich verwundert an, trotzdem sammelte es für mich Auskünfte.

“Eine Hexe wohnt weit entfernt von hier - berichtete dann die Dienerin. - Sie werden lange brauchen, um dorthin zu reiten und sie zu erreichen. Aber Sie sollten allein hingehen, denn sie nimmt sonst niemanden in Empfang.”

Es gab kaum etwas, wozu ich nicht bereit war. Heimlich nahm ich mein Pferd und ritt in die Richtung vom Hexenhaus. Es dauerte Tage. Meine Kleider waren schon zerrissen und schmutzig, bis ich das Häuschen erreichte. Die Hexe öffnete die Tür. Sie war keine alte Frau, sondern ein lockiges rothaariges Mädchen. Als ich ausruhte, erzählte ich von meinem Problem. Währenddessen spielte sie verwundert mit ihren Haaren.

Die Prinzessin geht durch die Wildnis

“Ich bin doch keine Hexe. - erklärte das Mädchen - Da ich rote Haare habe, vertrieben mich die Dorfbewohner aus meinem Zuhause. Eines kann ich dir aber sagen - es gibt keine Flüche mehr. Manchmal werden Kinder geboren, die etwas anders sind. Der wirkliche Fluch von deinem Ehemann ist, dass er eine herzlose Prinzessin geheiratet hat.”

Rothaariges Maedchen als Hexe betrachtet

Auf dem ganzen Weg zurück dachte ich an die Worte des Mädchens. Als ich zu Hause war, sprach ich zuerst mit dem Diener. Dann ging ich zu meinem Ehemann, der sich schon Sorgen um mich machte. Mit Zeichensprache versuchte ich um Entschuldigung zu bitten. Er lächelte nur und korrigierte geduldig meine Bewegungen.

Ein glückliches Paar

Schließlich bekamen wir gemeinsam viele kleine Prinzen und Prinzessinnen. Mit dem Gehör hatten sie keine Probleme, sondern mit dem Gehorchen. So laute Kinder gab es bestimmt nie zuvor.

Und wenn wir nicht gestorben sind, dann leben wir auch noch heute!

Fotos von:

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