Eine Geschichte über die Zauberwelt der Kindheit
Hexenkonfitüre
Zum zweiten Mal warf ich ein Steinchen an den Fenster von Tony. Endlich tauchte er auf. Wie immer trug er sein bester Anzug und sah wie aus einem Bilderbuch aus. Er war ein blonder Junge mit rosigen Wangen und blauen Augen.
Wir waren schon spät dran, aber er wollte sich nicht beeilen. Plötzlich trafen wir der nette Vampir Vlad. Wenn wir ihm gegenüber unhöflich sein würden, würde er unseren Blut aussaugen.
“Oh, liebe Jünglinge, wohin gehen Sie an diesem wunderschönen Abend?” fragte der Vampir.
“Wir bewundern die schönsten Geschöpfen der Nacht, Herr Vlad.” erwiderte Tony.
“Dann kommen Sie mit mir! Gehöre ich nicht dazu?”
Das brachte Toni in Verlegenheit, deshalb packte ich ihn bei der Hand und wir rannten davon.
“Warum hast du nicht die Wahrheit gesagt?”meckerte ich, nachdem wir entkommen waren.
“Vampire und Hexen hassen sich. Er wurde uns sowieso den Lebenssaft austrinken wollen.” antwortete Tony kurz und wir gingen weiter.
Vor uns stand die Hexenhöhle. Das Tor öffnete sich von sich selbst vor uns. Die Zauberinnen sahen wie mittelalten Damen mit wilden Haaren aus. Sie waren auch stark geschminkt.
“Das sind die Jünglinge, die ein Glas Konfitüre haben wollen” stellte uns eine Hexe vor “Sie wissen, dass Sie diese nicht umsonst bekommen.”
Wir nickten gleichzeitig. Eine andere Hexe erzählte weiter:
“Zuerst sollten Sie unsere Gesichter enthaaren.”
Tonys schien plötzlich unsicher. Ihm ekelte schon. Aber ich nahm entschlossen die Pinzetten. Wenn wir fertig waren, forderte eine weitere Hexe:
“Jetzt ist Zeit für Pediküre!”
Tony wollte aufgeben, aber ich erlaubte ihn nicht. Inzwischen standen vor den Füßen der Hexen kleine Schüssel und krumme Nagelscheren. Wir machten uns an der Arbeit.
“Zum Schluss geben Sie jede von uns einen Kuss” sagte die erste Hexe.
“Das mache ich auf keinen Fall” flüsterte Tony.
“Sonst bekommen Sie keine Konfitüre.” lächelte die Hexe und zeigte ihre faulen Zähne.
“Komm schon, Tony, sonst wäre alles umsonst” überredete ich ihn wieder.
Wir küssten die Wangen der Hexen. Noch waren meine Lippen an der Haut der letzten Hexe, wenn wir plötzlich allein waren. Vor uns stand nur ein Glas Konfitüre.
“Sollen wir bis zu unseren Geburtstagen warten, bis wir sie probieren” fragte Tony.
“Dann könnte zu spät werden” entgegnete ich.
Die Konfitüre schien aus Aprikosen zu sein, aber diese hatte der köstlichste Geschmack der Welt. Löffel für Löffel aßen wir alles auf. Zuerst passierte nichts. Wie würden wir wissen, dass sie funktionierte und wir die Zauberwelt weiter sehen könnten. Plötzlich fühlte ich mich kleiner. Vor meinem Augen begannen die Ohren von Tony zu wachsen, dazu spitz und grün zu werden. Er wurde deutlich kleiner. Wir verwandelten uns in zwei echte Elfen. Das war also der richtige Preis dazu, ein Teil von der Zauberwelt zu bleiben.
“Die Jünglinge seien besser höflich zu mir” piepste Tony.
Fotos von:
Janko Ferlic aus Pixabay
Petya
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