Eine Geschichte über Liebe und Schmerz
Erdenmädchen und Sonnenjunge
Aus der Liebe der beiden Herrscher des Himmels wurde ein Junge geboren. Er war lebhaft und strahlend wie die Sonne, aber nachdenklich und melancholisch wie der Mond. Die Erde konnte ihre Einsamkeit nicht mehr dulden, deshalb sammelte sie alle ihre Lebenskräfte und erschuf ein Mädchen. Schön war es wie alle Werke der Natur, aber vernünftig und beständig wie der Boden.
Beide Kinder kannten sich nicht. Sie wuchsen glücklich auf, ohne voneinander zu ahnen. Sie wussten auch nicht, dass im Augenblick ihres Geburts eine Prophezeiung gemacht wurde. Die Sternen wussten Bescheid alles, was gewesen war und was werden sein, deshalb konnten sie die Zukunft der beiden Kinder voraussagen. Sollten sich der Sonnenjunge und das Erdenmädchen jemals berühren, dann würde die Welt untergehen.
Die Tochter der Erde wurde eine echte Schönheit und der Sohn des Mondes ein bezaubernder Jüngling. Sie wussten aber nicht, dass ihr Treffen sie für immer in Trauer versinken wurde.
Eines Tages sah der Sonnenjunge vom Himmel, wie sich ein bildschönes Mädchen kämmt. Ihre braunen Haare glänzten und dann hob sie ihre dunkle Augen nach oben und bemerkte den herabschauenden Jungen. Ihre Blicke trafen sich. Dann war zu spät, ihr Zusammensein zu verhindern, denn sie verliebten sich.
Der Junge wollte unten zu dem Mädchen und sie oben zu den Jungen. Aber ihre Eltern erzählten die Geschichte ihres Geburts und verboten das Treffen. Ein Sehnsucht und ein Verlangen überfielen die beiden Jugendlichen. Sie sehnten sich nacheinander und keine andere Liebe konnte diese Zuneigung ersetzen.
Aber das Erdenmädchen sah den Tau am Morgen die Sonnenstrahlen spiegeln, hörte die kleinen Vögel zwitschern, bewunderte wie grün und bunt die Erde war und dachte dabei. “Darf ich all das nur wegen meiner Liebe zerstören.”
Der Sonnenjunge sah den farbenfrohen Regenbogen, die ruhige Nacht voller Mondschein und begriff auch, dass er nicht dazu fähig ist, das Ende der Welt zu bringen.
Lange, lange wanderten beide Wunderkinder und gingen sich aus dem Weg. Vergeblich versuchten sie einander zu vergessen. Das Erdenmädchen erinnerte sich an den fröhlichen Tagen ihrer Kindheit, bevor sie Liebe und Schmerz kannte. Der Junge wollte das Verbot vergessen und zu seiner Liebe fliegen, aber sie erlaubte ihn nicht.
“Ich werde für immer auf dich warten” versprachen sie sich, aber jetzt litten sie unter einen endlosen Liebeskummer.
Die Menschen kamen zur Welt, sie bauten ihre Städte, Kaiserreiche entstanden und zerfielen. Ihre Gebäude wurden immer höher, bis sie zum Himmel reichten. Sie zerstörten und bildeten, strebten sich nach dem Unmöglichen. Aber ihre Epoche verging und die Erde verwüstete. Dann erkannten beide Geliebten, dass ihre Zeit gekommen ist. Die Welt war bald zu Ende.
Am Tag des Untergangs regnete es in Strömen. Der Regen war bunt und saurer. Dazu stürmten die Winde um den leeren Gegend. Das Erdenmädchen versteckte sich in einer Ruine, wenn der Sonnenjunge sie fand. Er schützte sie vor dem Weltuntergang, bis alles um sie zerfiel.
Am Ende blieben nur sie beiden umarmt. Um sie war nur das Nichts der Weltall. Obwohl sie alles verloren, was sie jemals kannten, waren sie zum ersten Mal glücklich. Der Sonnenjunge hielt das Erdenmädchen in Armen und sie sah ihn tief in den Augen. Die schwere Zeit war gerade vergessen, sie hatten die Ewigkeit zusammen.
Sie begannen gemeinsam zu tanzen.Ihr Spiel dauerte Jahrhunderte und wenn sie aufhörten, hielten sie etwas Neues in ihren Händen. Eine kleine neue Welt.
Stefan Keller aus Pixabay
Petya
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