Zwei DDR-Museen
Feuerwehrauto

Mein Besuch in der Vergangenheit von Sofia, Berlin und Dresden

Zwei DDR-Museen

Vor einigen Jahren war ich überrascht, dass sich in Berlin ein DDR-Museum befindet. Das habe ich erfahren, nachdem unser kommunistisches Museum in Bulgarien eröffnet wurde. Wie viel Zeit vergeht, bis eine Epoche zur Geschichte wird?

Als ich 1989 geboren wurde, war schon alles vorbei. Meine Erfahrung über die DDR-Zeiten und über den Ostblock überhaupt kommen meistens aus den kurzen Erzählungen meiner Eltern und Großeltern. Sie sprechen auch nicht so gern darüber. Eigentlich erzählt niemand so viel über diese Zeiten. Der Geschichtsunterricht selbst endet mit dem Zweiten Weltkrieg. Es scheint mir, als ob die Erinnerung an diese Zeit ausgelöscht würde. Meiner Meinung nach sollte das nicht so sein - Geschichte wiederholt sich, wenn sie vergessen wird.

Natürlich war ich am Anfang neugierig. Schließlich habe ich während des Unterrichts alles über die Feldzüge von Napoleon gelernt, aber fast nichts über die Zeit unmittelbar vor meiner Geburt erfahren. Das war die Welt, in der meine Eltern und meine Großeltern aufgewachsen sind. Allerdings hatte ich keine Ahnung davon.

Zuerst habe ich das Museum in meiner Heimat besucht. Dort zeigten die Kuratoren mehr die Propaganda und die monumentalen Baudenkmale des Sozialismus. In dem großen Hof lagen viele alte Skulpturen, die von den öffentlichen Plätzen entfernt wurden. Im Saal präsentierte man eine Ausstellung von Propaganda Plakaten aus der Zeit. Das alles erzählte eine Geschichte, die ich aber nicht nachvollziehen konnte.

Das DDR-Museum in Berlin war ganz anders. Erstens war es sehr interaktiv - man konnte alles berühren, beobachten und sogar selbst benutzen. Zweitens war es ganz voll. Da es dort so viele Kinder gab, konnte ich nicht die Trabi-Fahrt genießen, die als Hauptattraktion galt. Als ich aber das DDR-Wohnzimmer betrat, fühlte mich ich wie daheim. Zuvor hatte ich eine Ahnung, dass die meisten unserer Möbel sehr alt sind. Nur unser flacher Fernseher und der Computer unterschieden den ausgestellten Raum von unserem Wohnzimmer zu Hause. Das fand ich irgendwie lustig.

Neulich habe ich auch das DDR-Museum in Dresden besucht. Es war ein bisschen reicher als dieses in Berlin. Dort fühlte ich mich noch heimeliger. Nur der Geruch versetzte mich zurück in Kindheit. So roch das Zimmer von meinem Urgroßvater während seines Lebens. Bis jetzt kann ich die Quelle dieses Dufts nicht identifizieren. Noch erstaunlicher fand ich, dass bei uns Maschinen aus den DDR-Zeiten nach so vielen Jahren noch funktionieren. Diese komische runde Zentrifuge für Wäschetrocknen benutzt meine Oma immer noch. Heutzutage stellt niemand so etwas her. Das Modell von Haartrockner, der noch vor einigen Jahren bei uns funktionierte, war dort auch vorhanden.

Ein Auto vor DDR Museum in Dresden

Dann habe ich langsam begriffen, dass diese Zeit überhaupt noch nicht so weit entfernt ist. Nach dreißig Jahren ist eine ander Generation herangewachsen, die Welt ist auch unterschiedlich, aber mit der Vergangenheit müssen wir noch rechnen. Für mich scheinen diese Gegenstände und Erinnerungen komisch zu sein, aber sie gehörten einst zum Alltag meiner Familie. Als ich das komische Trockengerät beobachtete, dachte ich nie, dass es aus einer anderen Zeit gekommen ist. Jedenfalls ahnte ich nicht, dass ich sein Modell im Museum sehen konnte.

Meine ehemalige Kommilitonin, die jetzt in einem Museum arbeitet, bemüht sich auch darum, die Erinnerung wiederzuerwecken. Wie ich zählt sie zu der Generation, die nichts vom Sozialismus mitbekommen hat. Ihre Aufgabe ist es aber, die Geschichte weiterzuerzählen. Ihre Ausstellung über Hochzeit und Abiball in den 70er und 80er Jahren erfreute sich eines großen Erfolgs in ihrer Heimatstadt. Schließlich überlege ich, ob Bulgarien noch sozialistische Museen braucht oder einfach mehr Dialog zwischen Generationen. Die Vergangenheit zu leugnen, führt keinesfalls zu einer besseren Zukunft.

KULTURWISSENSCHAFT
DDR Geschichte Museen