Sitten und Bräuche aus Bulgarien
Marteniza in Dresden

Marteniza, Namenstage, Fastenzeit

Sitten und Bräuche aus Bulgarien

In Deutschland verschenkt man Schokolade zum Nikolaustag, man verkleidet sich zu Fasching, und in Bayern trinkt man Bier im Oktober. Jedes Land hat viele Sitten und Bräuche, die mit der Religion verbunden oder einfach einzigartig für die Kultur sind. Hier will ich über einigen merkwürdigen Riten meiner Heimat berichten.

Die Tradition der Namenstage ist in slawischen Länder sehr verbreitet. Alle Heiligen aus dem christlichen Pantheon haben einen eigenen speziellen Tag im Jahr, an dem wir sie ehren. Die Leute, die den Namen der Heiligen tragen, feiern an diesem Tag. Mein Feiertag ist am 29. Juni, weil ich wie Apostel Petrus heiße. Das gilt oft als ein zweiter Geburtstag im Jahr. Mit diesen Festen sind mehrere Sitten und Bräuche verbunden. Manchmal sollten wir bestimmte Diät halten. Zu meinem Namenstag essen wir Hühnerfleisch und zum Tag der Heiligen Georg genießen wir Kalbfleisch. Das ist auch ein Nationalfeiertag der bulgarischen Armee. Die einzige Ausnahme in der strengen Fastenzeit vor Weihnachten ist zum Nikolaustag - dann servieren wir Fisch . Manche fasten zweimal im Jahr - 40 Tage vor Weihnachten und 40 Tage vor Ostern.

Am Heiligen Abend sollen ungerade Zahl von Speisen ohne Fleisch serviert werden. Zu Weihnachten essen wir zum ersten Mal nach der Fastenzeit Schweinefleisch. Dann ist auch der Namenstag von Christian, Christina und Christo. Ein weiterer Brauch zu Weihnachten sind die Koledari - das sind junge Männer, die von Tür zu Tür gehen, tanzen und singen. Als Belohnung bekommen sie Geld, Brot oder Süßigkeiten. Am ersten Januar ist der Tag von Vasil. Dann bekommt jedes Kind einen geschmückten Stock von Kornelkirsche. Damit kann es die Eltern, Verwandte und Nachbarn auf den Rücken schlagen, wobei es auch ein spezielles Gedicht deklamieren muss. So seien die Erwachsene gesund, hätten fruchtbare Ernte und würden sehr reich. Als Belohnung bekommen die Kinder Süßigkeiten oder Kleingeld.

Zu jedem Namenstag gibt es verschiedene Bräuche wie zum Beispiel Pferderennen. An einem Fest tauchen sogar junge Männer im Fluss, nach einem Kreuz zu suchen. Das geschieht im Januar, wenn das Wasser eiskalt ist. Das ist ein Symbol der Taufe Christi. Wer das Kreuz gefunden hat, wird als der tapferste Held der Gemeinde anerkannt.

Hier will ich noch ein Paar Worte über die Fastenzeit sagen - es gibt einen Feiertag, zu dem die Fastenden zum letzten Mal vor Ostern Milch, Eier oder Käse genießen dürfen. An diesem Tag wird ein Ei oder Stück Halva an einen Faden gebunden. Die Kinder sollen ohne die Hilfe der Hände das Stück mit dem Mund fangen und ein Stück abbeißen. Zu Ostern selbst kämpfen wir mit den Eiern, indem wir zuerst das obere, dann das untere Teil zusammenstoßen. Wessen Ei nicht kaputt geht, gewinnt.

Martenitsa

Der Brauch, der keine Verbindung zur Religion hat, ist der sogenannte Marteniza. Aus weißem und rotem Garn werden kleine Püppchen, der Junge Pijo und das Mädchen Penda hergestellt. Sie werden so lange am Herzen getragen, bis der Träger einen Storch oder einen blühenden Baum sieht. Zum Verschenken werden auch Armbänder geflochten, die wir unseren Freunden oder Kollegen am ersten März verschenken. Den Kindern wird erzählt, dass die mystische Figur Oma Marta für sie Püppchen gebracht hat. Die Martenizi sollten Glück und Gesundheit bringen.

Es gibt sehr viele Sitten und Bräuche beim bulgarischen Volk. Manche sind eher lokal, manche sind überall bekannt. Die Bulgaren haben lange Zeit unter fremder Herrschaft gelebt, deshalb hat uns die Tradition immer zusammengebracht und unsere Gemeinschaft erhalten. Und es wurden auch Traditionen mitgebracht.

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